Ich vermute niemand von uns korrigiert wirklich gern. Es dauer endlos (bei mir gerne mal zwei Stunden und mehr für eine einzige Abiklausur, also locker eine Arbeitswoche für einen Klassensatz). Keine Ahnung, wo die Stunden neben dem Schulalltag und dem Familienleben herkommen. Und dann werden die zurück gegebenen Arbeiten von vielen Schüler:innen aus Angst und Scham nicht einmal gelesen. Ein Trick hat mir sehr geholfen, dabei Zeit zu sparen, allerdings musste ich erst mit der Technik kämpfen. Jetzt wo ich alle Fehlerquellen ausgemerzt habe, verrate ich dir gerne meine Tricks, die dir bei der Oberstufen-Korrektur Zeit und Nerven sparen!
Solche Kreuze in Tabellen gehen schnell und Schüler:innen können zu mir kommen, wenn sie genauere Fragen haben, wie sie das verbessern können.
Nur Kreuze sind aber sehr unbefriedigend für alle Beteiligten. Seht ihr den Text darunter? Ich habe nur drei Worte eingetippt, um diese drei Sätze automatisch einzufügen.
Wenn du die Autokorrektur-Funktion nutzt, kannst du nämlich häufig verwendete Korrekturen oder Kommentare ganz einfach ergänzen lassen (zumindest bei Word, aber es geht sicher auch bei Pages und Openoffice). So musst du nicht jedes Mal die gleichen Sätze tippen und kannst dich stattdessen voll auf das Wesentliche konzentrieren. Ich drücke bei mir die Tilde-Taste und ein Wort, z.B. "~informal" und Voilà! Schon wird es durch einen oder zwei ganze Sätze ersetzt, die du vorher selbst festgelegt hast. Statt "~informal" steht dann da: "You need to make sure to read or listen to more sources with quality English as you are often too informal in your writing. Avoid words like 'guys', 'kinda', 'kids", etc. in formal writing."
Im obigen Beispiel hatte ich "~present, ~phrases und ~short" eingetippt. Das geht schön flott und gibt trotzdem präzise Rückmeldung. Dann nur noch hier und da etwas ändern oder ergänzen, Mega-Zeitersparnis.
Dazu gehe ich bei meiner Word-Version zu
Datei
<Optionen
<Dokumentprüfung
<Autokorrekturoptionen (siehe Screenshot unten)
Dort in der Liste kann ich dann meine ganzen Shortcuts einspeichern:
Tilde (~) nutze ich, da die Taste leicht zu erreichen ist und ich sie im Normalfall nie verwende. Dadurch ist sie praktisch als Schnelltaste für meine abgespeicherten Korrektursätze.
Damit du es besser machen kannst als ich und Stunden der Fehlersuche vermeidest, achte darauf, WELCHE SPRACHE gerade bei dir im Dokument eingestellt ist. Die Autokorrektur ist nämlich direkt an das Wörterbuch der Sprache gekoppelt. Word wechselt das ja gern mal automatisch, bei mir zwischen Deutsch, Englisch (GB) und Englisch (USA). Einige der Shortcuts verschwanden gefühlt ständig und willkürlich. Jetzt achte ich darauf, dass ich gerade bei Englisch (USA) bin, das steht bei mir bei Word unten links am Bildschirmrand. Siehe Screenshot unten.
Denn nur so werden deine Korrekturen auch im Wörterbuch gespeichert und bleiben erhalten.
Sonst fragst du dich am Ende noch wie ich, wo all deine Einträge hin sind!
Probiere es mal aus, wenn du magst, und schreibe mir unten, wie es geklappt hat.
Was wollen wir? Dass sich die Lernenden nach der Schule frei in der Fremdsprache ausdrücken und Gespräche moderieren können! Wie machen wir das? Mit Frage-Antwort-Spielchen und gelenkten Unterrichtsgesprächen... Äh, vielleicht doch besser anders? Ich hätte gern angeregte Diskussionen in der Oberstufe aber in der Praxis muss ich eher für gute Redebeiträge Zähne ziehen. Dann hörte ich von der Diskussionsmethode "Harkness". Fast ausschließlich OHNE Lehrkraft diskutieren? In der Fremdsprache? Ohne Melden? Geht das? Musste ich natürlich gleich ausprobieren. Hier meine Anleitung und mein Erfahrungsbericht von drei Durchgängen in zwei Klassen:
Eigentlich ist es für Gruppen mit ca. 8-12 Personen vorgesehen aber meine zwei kleinen Oberstufenkurse (ca. 18 anwesend) schafften es super als ganze Klasse. Sonst hätte ich zwei Gruppen gebildet.
Die Regeln von Harkness sind bestechend einfach:
Reden dann nicht dauernd Leute gleichzeitig los? Nein, ist bei uns nicht vorgekommen.
Zunächst einmal erzählte ich der Klasse von meinem Traum: einer Diskussion ohne mich! Ich sagte, dass ich ihnen zutraue, allein und ohne melden zu diskutieren.
Dann zeigte ich Ausschnitte eines Videos über Harkness.
Ich versprach beim ersten Mal NICHT ZU BEWERTEN.
Ich wollte gerne, dass sie diskutieren, ob wir unsere Klausurersatzleistung auf das Buch verwenden, und wenn ja, wie. Außerdem wollte ich von ihnen wissen, was ihnen bei Lektürearbeit besonders Spaß macht.
Danach warf ich eine Folie an, die während der Diskussion an der Tafel blieb. Dort hatte ich Folgendes notiert:
Hier seht ihr die Folie. Äh, ja, ich mag es gern bunt...
Dann bildeten wir den Kreis und es ging los.
Es lief SUUUUPER! Es war so beeindruckend zu sehen, wie meine E-Phase (10.Klasse) ganz allein diskutierte. Ich musste nur drei Mal daran erinnern, dass sie bitte auch die Stillen mit auffordern, sich zu beteiligen und sie regelrecht einladen und ansprechen sollten. Außerdem musste ich eine Schülerin daran erinnern sich an die Regel "listen with a kind ear" zu erinnern und höflich zu antworten. Zwei Schülerinnen musste ich daran erinnern, nicht alle Fragen gleich als erstes selbst zu beantworten, sondern auch Raum für andere zu lassen. Sonst war es ein Selbstläufer für mehr als eine halbe Stunde. Gesprächszeit? Lehrkraft: 1 Minute, Lernende: der gesamte Rest.
Einige Wochen später der zweite Versuch konkret zur Lektüre, ein paar Fragen als Anregung und wieder die Folie als Erinnerungsstütze. Diesmal musste ich schon weniger erinnern.
Beim dritten Versuch ging es noch besser. Den Schüler:innen hat es sehr gut gefallen.
In der Q2 (12. Schuljahr) lief es auch sehr gut, nur mit dem Auffordern klappte es dort nicht so gut und einige hielten sich komplett raus. Da werde ich beim nächsten Mal mehr drauf achten.
Es ist ja fast offensichtlich... Da ich während des Gesprächs kaum etwas zu tun habe, kann ich mich ganz auf das Beobachten konzentrieren. Dazu fertigte ich schnell vor Ort einen Sitzplan des Vierecks. Nachdem ich das in einer anderen Anleitung gesehen hatte, zeichnete ich während der Diskussion mit dem Stift Bögen von einer sprechenden Person zur nächsten. Dazu schrieb ich kurze Buchstaben außen an die Namen:
Nebenbei konnte ich sogar die Hauptargumente notieren, damit wir später damit weiter arbeiten konnten. Kurzum, es war eeeecht easy! Hinterher sah man gleich, bei wem die Spinnenfäden zusammenliefen, wer immer seiner Freundin den Ball zuspielte, wer sich ganz raushielt und wer besonders prozessverantwortlich war.
Ehrlich gesagt war mir nie aufgefallen, worauf wir die Lernenden im Unterricht drillen, bis ich sie bei der Harkness-Diskussion in einem authentischeren Rahmen beobachten konnte. Im Gespräch mit einer Schülerin wurde uns hinterher klar, dass sie in Bezug auf die Strategie "sich selbst und sein Wissen gut darstellen" sehr gut abgeschnitten hatte, und das verlangen wir ja durch die mündlichen Noten im Unterrichtsgespräch ständig, aber dass bei Harkness auch "gute Gesprächsführung und Moderation" wichtig sind und man nicht nur Vorträge halten sollte.
Diesen Umstand will ich mit den Lernenden beim nächsten Mal vor der Harkness-Diskussion ansprechen um Erwartungen zu klären. Es ist auch ein guter Anlass um die die Vor- und Nachteile sowie sinnvollen Kontexte beider Gesprächsstrategien zu klären. In einem Vorstellungsgespräch sollte man anders sprechen als im Teammeeting...
In der Oberstufe ist Harkness jetzt bei mir ein Standardelement. Spätestens alle zwei Monate möchte ich die Methode einsetzen um den Gesprächsanteil der Schüler:innen zu erhöhen und ihnen mehr Raum zu geben. Außerdem fördert die Harkness-Diskussion die Fähigkeit, geschickt in der Fremdsprache zu moderieren. Das werden sie meiner Ansicht nach später im Beruf eher brauchen als nur direkt Fragen zu beantworten und ihr Wissen zu zeigen.
Unaufgeforderte Werbung, weil ich einfach begeistert bin...
Weiter geht's! Tja, die Babypause kann sich manchmal länger hinziehen, als man denkt... Hinter den Kulissen war ich nicht untätig und wollte dich mal wieder inspirieren mit dem was mich
selbst in den letzten Jahren inspiriert hat. Dies ist Teil einer Mini-Serie. Teil I handelt von meinem neuen Lieblingsbuch
(für jedes Schulfach) und in Teil III wird es mehr zu Veränderungen in meinem Oberstufenunterricht geben.
Den größten Aufwind gab mir im letzten Jahr die FUNN Konferenz, bei der ich selbst mit im Orga-Team und Presenterin bin. Eine grassroots-Fortbildung, die erste zu Comprehensible Input (=inputbasiertem Unterricht auf Basis der Sprachlernforschung) in Deutschland. Oben im Bild siehst du die ersten Teilnehmer:innen, die uns uns das Vertrauen gaben und für das Himmelfahrtswochenende in einer Frankfurter Schule zusammenkamen (ganz typisch im Bild mit viel Spaß). In diesem Jahr haben wir das Pfingstwochenende gebucht.
Hmm... wie darf ich als Mit-Organisatorin schwärmen, dass es noch angemessen ist? Also ich denke, selbst wenn ich nicht dagewesen wäre, wäre es die gleiche hammermäßig positive, revolutionäre, umwälzende, inspirierende Veranstaltung gewesen, die es war. Praktisch ALLE Anwesenden sagten in der anonymen Befragung am Schluss, sie wären im nächsten Jahr wieder dabei, sofern es ihnen möglich wäre. Viele schrieben uns hinterher Emails, dass sie die neuen Methoden gleich am Montag (Sonntag war Abreise) ausprobierten und ihren Unterricht schon grundlegend umgekrempelt hatten.
Weitere Highlights:
Ich selbst habe meine Einführung gegeben und eine Präsentation dazu, wie man die SuS zum Lesen bekommt.
Ich bin allen an der Fortbildung Beteiligten soooo dankbar und freue mich mega auf das nächste Mal (Pfingsten 2023). Wäre toll, dich dort zu treffen, wenn du auch Lust hast auf Innovation und forschungsbasierten, schülerzentrierten und nachhaltigen Fremdsprachenunterricht der ganz schön anders aussieht als "Buch und gut" Unterricht.
Hier der Flyer für dieses Jahr, melde dich am besten gleich an, besser kann man seine Fortbildungsstunden nicht verbringen:
Wer gut Englisch spricht, kann auch in die Niederlande, nach Ermelo, kommen und im Herbst. Die Dynamic Language Learning Konferenz (jetzt im Januar noch mit Bildern vom letzten Jahr) ist allerdings nur einen Tag und etwas teurer, da es jede Menge hammermäßige Vortragende gibt. Ich selbst konnte mich gar nicht entscheiden, welche Vorträge ich in meinen freien Slots besuchen soll. Ich habe dort im letzten Jahr Klassenbibliothek (wie bekommt man Schüler:innen zum Lesen) und wie man seinen Unterricht als inputbasierte Lehrkraft plant angeboten. Im nächsten Jahr werde ich vielleicht auch die Einführung zu inputbasierten Methoden und die Forschung dazu präsentieren.
Ich war vor einigen Jahren schon einmal da und es war wie alle Konferenzen, die ich bisher zu TPRS und inputbasiertem Unterricht besucht habe, unbeschreiblich gut. Ich versuche es trotzdem in Worte zu fassen:
Man trifft ausschließlich super motivierte, kompetente Kolleg:innen und nimmt immer sooo viele Methoden und Kniffe mit, die wirklich sofort einsetzbar und hocheffektiv sind. Wer meint, ich mache das weil ich Vortragende bin und nur anlocken will, dem sage ich: "Du kannst gern zu den anderen TPRS Konferenzen fahren, bei denen ich nicht präsentiere. Ich würde Geld darauf wetten, dass du es nicht bereust."
Ich selbst erinnere mich kaum an (oft verlagsgebundene) Konferenzen, die ich früher aus Mangel an Alternativen besuchte. Zu wenig blieb hängen. Aber die inputbasierten Konferenzen haben mein Lehrerleben verändert und jede einzelne ist fest in mein Gedächtnis geschrieben.
Genug geschwärmt. Vielleicht sieht man sich mal persönlich? Ich freue mich auch, wenn du mich ansprichst.
Unaufgeforderte Werbung, da ich von einem Buch schwärme, das ich mir selbst gekauft habe.
Ich dachte ja, ich sei schon ein "happy teacher". Aber anscheinend war da noch ganz schön Luft nach oben. Oder bin ich jetzt ein "euphoric teacher"? Vielleicht bin ich spät dran und ihr kennt das Buch alle schon, aber mich hat "Teach Like a Pirate" vollkommen überrascht und von den Socken gehauen. Hier die Erklärung, wie das Buch meinen Unterricht noch einmal umgekrempelt hat.
In der Mittelstufe mache ich ja schon ziemlich lange unkonventionellen Unterricht, radikal auf Basis von Sprachlernforschung. Aber so ab der 9. Klasse trat ich doch ganz schön auf der Stelle. Ich arbeitete wieder mehr mit dem Buch, machte die üblichen Schreibaufgaben, usw. Und es lief ganz gut. Nur irgendwie nicht so geil wie in den unteren Klassenstufen. Und dann kam "Teach like a Pirate" von Dave Burgess (leider nur auf Englisch). Der Titel war so schräg, dass ich mir das Hörbuch für den morgendlichen Stau runtergeladen hatte.
Der Anfangsteil war hauptsächlich eine längere Ausführung der These: "Wir sollten VIEL mehr Show im Unterricht machen, da wir mit Netflix, TikTok und Co konkurrieren, dann klappt es auch besser mit dem Behalten und der Motivation." Da konnte ich nur zustimmen, dachte mir allerdings: "Erst einmal können, vor lachen." Versuchen wir das nicht alle ständig?
Und dann kam der Mittelteil, und meine Kinnlade klappte herunter und blieb unten. Ach SOOOO einfach ist das! Es folgten eine ganze Reihe Fragen, die man sich bei der Unterrichtsvorbereitung
stellen könnte. Anscheinend war das ALLES, das mir gefehlt hatte um von Little Miss Good Enough Teacher zu Showmaster on Crack zu mutieren. Ich probierte es mal vorsichtig aus.
Meine Schüler:innen in der Achten kamen in den Raum und sagten nur "WOW!". Zwei Schüler meiner Q-Phase bedankten sich bei mir nach dem Unterricht für die Stunde. Da war klar, das Buch ist meine
Goldader...
Was sind das also für Fragen, die dazu führten, dass ich plötzlich wusste, wie ich meinen Unterricht planen muss um den Wow-Effekt zu erreichen?
Hier eine sehr kleine Auswahl dieser Fragen, die jeweils im Buch noch toll erklärt und mit Beispielen versehen ist:
Ich habe noch NIE so viel Spaß bei der Vorbereitung gehabt und sogar in den Sommerferien mehrere Tage in ein paar Herzensprojekte gesteckt: Einen Sicherheitseinweisungs-Escaperoom für Chemie, ein Sherlock Holmes Murder Mystery zum Nordirlandkonflikt und eine Schatzsuche zum Niedergang des British Empire.
Ist jetzt jede Stunde ein Spektakel sonder gleichen? Nein, natürlich nicht. Momentan ist es eher so drei Mal pro Klasse pro Halbjahr. Aber was ich festgestellt habe ist, dass die "Piraten-Stunden" so gut sind, dass ich sie im Gegensatz zu meinen normalen Stunden nicht wieder jedes Mal neu überarbeite, und so werden es ständig mehr. Außerdem denke ich jetzt bei der Vorbereitung ganz anders.
Also, größte Lese-/Hörempfehlung. Kennst du das Buch? Hast du eine Frage?
[UNBEZAHLTE UND UNBEAUFTRAGTE WERBUNG, DA PRODUKTE VERLINKT]
Ich habe zehn Tipps gesammelt, was mir selbst in letzter Zeit so nützliches im Internet über den Weg gelaufen ist, ich hoffe es erspart dir Zeit bei der Unterrichtsvorbereitung und macht dir und deinen Schüler*innen Spaß. Ok, die erste ist nicht Online, aber die Lektüre ist mein absolutes Highlight, die musste ich einfach mit dir teilen.
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1. Meine "Großen" (Q1) lesen gerade mit Freude "Born a Crime" von Trevor Noah über seine Kindheit und Jugend in Südafrika. Witzig, aktuell, relevant, spannend was soll man mehr sagen - allerdings grenzwertig viele "swear words", aber da bin ich unempfindlich. Für schwächere Schüler*innen kann man die Empfehlung geben, die historischen Zwischenkapitel (fettgedruckt) auszulassen, da er die in einem deutlich schwereren Englisch geschrieben hat als die Geschichten aus seinem eigenen Leben. Dazu gibt es auch die Handreichung. Sie ist ganz ok, für den Überblick als Lehrkraft gut und ein paar Übungen sind ganz nett, aber ist nicht so schön anzusehen und Bilder braucht man nicht zu erwarten.
2. Für den Anfangsunterricht gibt es die gratis App wizadora (auch als Onlineangebot) von Planet Schule. Meine Schüler*innen sind dafür schon zu groß, aber vielleicht hast du noch "Kleine"? Ansonsten finde ich auch wie schon öfter erwähnt Duolingo gut, aber das enthält Werbung, empfehle ich also nur als optionale Zusatzaufgabe.
3. Kennst du noch die Geschichten, wo man sich aussuchen musste, was man macht und dann auf eine bestimmte Seite weiterblättern konnte? Das gibt es auch online. Man muss allerdings etwas aufpassen, nicht versehentlich eine mit nicht jugendfreien Inhalten zu erwischen. Ich empfehle Schüler*innen die Seite wenn sie mich nach Extramaterial fragen, weil sie bessere Arbeiten schreiben wollen (mehr Lesen gleich bessere Grammatik, Vokabular und Rechtschreibung). Für alle die diese Geschichten so lieben wie ich: Choose your own adventure: http://chooseyourstory.com/Stories/
4. Super schön und hilfreich zum Hörverstehen, aber wahrscheinlich begrenzt auf die Zeit des Lockdowns sind gratis Hörbücher von audible. Man muss sich nicht anmelden. Sie sind gut sortiert und die Schüler*innen können sich sogar selbst welche aussuchen. https://stories.audible.com/discovery
4. Sitzen die Schüler*innen momentan nicht viel zu viel auf dem Hintern? Die Scouts (Pfadfinder) aus UK haben sich tolle virtuelle Challenges überlegt. Die Seite ist auch sehr ansprechend. Ist da was für dich dabei? https://www.scouts.org.uk/the-great-indoors/
5. Bei uns an der Schule hängen zum Glück jetzt Warnposter, aber falls du Sorge hast, dass deine Schüler*innen noch nicht genug informiert sind, könntest du über diesen Artikel das Thema positiv behaftet ins Gespräch bringen. (Ich bin immer dafür Lebenshilfe im Englischunterricht durch die Hintertür zu machen) https://www.intelligentliving.co/three-young-girls-invent-straw-to-detect-date-rape-drugs/
6. Und für mehr Gleichberechtigung, was mir als Chemielehrerin besonders am Herzen liegt, Artikel zu Frauen in den Naturwissenschaften:
7. Falls du Shakespeare unterrichtest und nach etwas Pep für die nächste Stunde suchst, hier gibt es einige Gratisdownloads für Comicversionen von Romeo and Juliet, Macbeth und mehr, das ganze Buch muss man ja nicht kaufen. Das tolle ist, man kann den Text auf drei Niveaustufen runterladen, das heißt man kann sich der Komplexität Shakespeares langsam annähern.
8. Wusstest du, dass der Guardian auch einen Podcast online hat? Wie wäre es zum Beispiel mit diesem zu Teenagern, die die australische Regierung wegen des Klimawandels verklagen? Passt wunderbar zum Abithema "Chances and Challenges in the English Speaking World", das ich nächstes Schuljahr unterrichte. Auch beim Thema "Australia" könnte man das mit unterbringen dank des schönen Akzents. Ich würde vermutlich nur die erste Hälfte mit den Schüler*innen anhören. Fragen, die ich dazu stellen würde:
a) Explain the reasons why the students are taking the government to court.
b) What actions have they taken apart from suing the government?
9. Wenn du Englischlehrer.de noch nicht kennst, kann ich sie dir besonders als Quelle für kurze, nicht zu schwierige Texte empfehlen. Hier wurde aber auch mal ein entwas schwieriger Guardian Artikel zu Plastikvermüllung mit Annotation und Fragen versehen, sehr praktisch.
10. Und zuletzt, dieser Link ist vielleicht nicht so praktisch für den Unterricht, aber vielleicht für den ein oder anderen genauso witzig wie für mich (oder falls du Teenager zuhause hast auch für die). Was wäre wenn Fragen wissenschaftlich auf Englisch und mit lustigen Illustrationen beantwortet. Can you get drunk from drinking a druck person's blood?
Wie schon im letzten Artikel erwähnt, meine eigene Lektüre für die 5.Klasse bzw. Sprachanfänger gibt es auch noch. Sowohl in digitaler Form, so dass man sie kapitelweise austeilen kann, bei mir (einfach eine Nachricht schreiben, gibt auch noch das ein oder andere Arbeitsblatt dazu) oder in gedruckter Form bei meiner Verlegerin (mit Vorschau) oder bei Amazon.
Photo modifiziert. Original von Annie Spratt on Unsplash
[unbezahlte Werbung ohne Auftrag, da Produkte, etc. genannt werden, bewerbe eigenes Produkt]
Ich habe die lieben Kolleg*innen meiner Emailliste gefragt, wer schon Erfahrung gesammelt hat mit Aufgaben für das Distanzlernen/Hausaufgaben, die Schüler*innen zuhause an ihren Endgeräten bearbeiten können. Sie sollten dabei die drei grundlegenden Gütekriterien für Fremdsprachenunterricht erfüllen, die ich auf Grund der Sprachlernforschung an meinen Unterricht anlege:
Leider hatten nur zwei Kollegen Ideen für Hausaufgaben geschickt, also habe ich selbst in meinen Aufgaben gekramt, um das Angebot an Ideen etwas zu ergänzen. Auch in diesem Blogartikel hatte ich ja schon ein Paar Ideen vorgestellt. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Perfektion. Es folgt ein Artikel nur für Englischlehrer mit zu Ressourcen zum Distanzlernen/für Hausaufgaben.
Auf dem Spielplatz traf ich eine liebe Kollegin mit ihrer Tochter. Wir hatten zusammen studiert, sie erzählte lachend, dass wir "Englisch-Mädels" von damals ausschließlich Töchter bekommen haben, und zwar nicht wenige. Außerdem sagte sie "wir haben den kompletten ersten Lockdown mit deinem Material bestritten." Sie meinte die digitale Lehrerlieblingslektüre, die ich als Kickstarter herausgebracht hatte, aber inzwischen nur auf Nachfrage verkaufe, da das gedruckte Buch in der neuen Edition veröffentlicht ist.
Genau wie ich hat meine liebe Kollegin auch bei den jüngeren Klassen die Erfahrung gemacht, dass es super klappt, Lektüre Kapitelweise zu kopieren (meine digitale Lektüre passte daher auf eine Doppelseite pro Kapitel). Dazu fertige Leseverständnisfragen nutzen und tadaaa! - spannende Fortsetzungsgeschichte.
Solltest du dringend digitale Lektüre für englische Sprachanfänger brauchen, schreibe mir gern eine Nachricht und wir schauen, was sich machen lässt.
Für Englisch habe ich unten auch noch eine Empfehlung, die nicht von mir stammt.
Diese brilliante Idee eines Kollegen, der meinen Newsletter liest, zum Leseverständnis bzw. Hörverständnis werde ich garantiert ausprobieren:
"Eine Geschichte in Comic Strips umformen.
A) Text Variante: Nach Lesen von einer Geschichte/Lehrbuchtext: einzelne Sätze der Geschichte zeichnen.
Variation: Ich habe die Schüler aufgefordert, sich fünf verschiedene Sätze
der Geschichte herauszusuchen und diese zu illustrieren.
Anschließend kann man Bilder der Schüler nehmen und [wieder für die
ganze Klasse] Sätze zur Auswahl stellen, die das Bild
beschreiben, von denen der richtige gewählt werden muss. Oder die
Schüler schreiben eigene Sätze. [eigene Sätze sind oft sehr
fehlerbehaftet, würde ich also besonders in den ersten drei Lernjahren vermeiden]
B) Video Variante:Schüler sehen einen Kurzfilm und erhalten dann Sätze, die die Geschichte beschreiben. Diese Sätze müssen sie in die richtige Reihenfolge bringen. Wenn die Schüler es können, machen sie Screenshots bzw. entnehmen mit Snipping Tool Standbilder des Films und ordnen diese Sätzen zu.(Das Ganze kann auch mit Cliparts gemacht werden)."
Ich habe auch Texte aus dem Buch genommen und eigene Verständnisfragen dazu entwickelt, die in unserer Lernplattform beantwortet werden sollten (da kann man verschiedene Fragetypen generieren). Die richtigen Antworten hätten sie natürlich in ihrer Klassengruppe teilen können, war aber nach meiner Erfahrung gar nicht der Fall.
Auch super bieten sich Sprachzeitschriften an, die oft in den Lehrerzimmern herumliegen. Da sind die Vokabeln auch gleich mitgeliefert und oft gibt es die Texte vorgelesen im Netz. Hier gibt es etwas Gratismaterial (Link führt zu Englisch aber bestimmt gibt es das auch für die anderen Sprachen). Habe davon schon einen Artikel eingesetzt. Er handelte von einer Youtuberin mit stark sichtbarer Behinderung (Nikki Lilly), die Schüler*innen fanden den super. Ich glaube als nächstes mache ich den zu "More Teenagers have Life Coaches". Ich merke nämlich leider, dass sich der Lockdown bei einigen meiner Schüler stark auf die Psyche auswirkt - kein Wunder.
Digitale Texte lassen sich auf dem Ipad vorlesen. Da habe ich noch nicht probiert, wie gut die Aussprache ist, aber das steht als nächstes auf meiner Liste. Dann könnten die Schüler sich die Texte auch anständig vorlesen lassen.
Youtube videos in denen Kinderbücher vorgelesen werden gibt es momentan wie Sand am Meer, auch von richtigen Berühmtheiten (für Englisch). Die eignen sich oft ganz wunderbar für die verschiedensten Aufgaben.
Hat man erst einmal eine gute Leseverständnis-Geschichte in der Fremdsprache gefunden, kann man sie von den Schülern auch vorlesen lassen. Unsere Lernplattform hat eine Audiofunktion. Der Vorteil ist, dass die anderen Schüler die fehlerhafte Aussprache nicht mithören und man kann am Ende nur die besten Versionen für alle zur Verfügung stellen. Also ein englischer Vorlesewettbewerb. Im Idealfall würde ich da einen kurzen Text nehmen, den die Schüler*innen irgendwo auch schon vorgelesen hören können, damit sie die Aussprache abhören können. Im Idealfall sollten sie sich aus einer Reihe Texte (oder Gedichte?) eins aussuchen dürfen. Für Englisch empfehle ich den Kanal von Michael Rosen. Da bekomme ich immer "goosebumps", so gut ist der!
Das war der zweite Super-Tipp eines Kollegen, der meinen Newsletter liest. Auf https://learningapps.org/ gibt es jede Menge SCHLECHTE Aufgaben für die Schüler, aber man kann selbst relativ schnell gute Aufgaben zum Distanzlernen erstellen. Ich gestehe dass ich die App vor allem für Chemie verwende, da sind viele der Aufgaben nämlich sehr gut.
Zum Beispiel könnte man aber für Distanzaufgaben im Fremdsprachenunterricht Folgendes erstellen:
Fragebögen finden Schüler*innen oft attraktiv und wenn man die Fragen richtig stellt, kann man erstens mit seinen Schülern besser in Kontakt treten und zweitens sogar einiges an Fremdsprache unterbringen. Die Eltern in meiner Klasse meinten beim letzten Elternabend außerdem, ich sei die einzige Lehrerin gewesen, die auch mal gefragt hätte, wie es den Schülern geht. Da war ich nicht einmal Klassenlehrerin, konnte aber dank des Fragebogens schnell herausfinden, bei wem der Schuh drückte.
Auch tolll dafür: Eine offene Frage mit dem Hinweis, dass man sie auch humorvoll beantworten darf:
Vervollständige diesen Satz: I wish Mrs. Dincher knew...
Ich hatte Antworten von
... that a lot of us are really trying but it's hard to get up sometimes and do anything at all.
bis
...that polar bears are left handed
...that sand is called sand because it is between the sea and the land.
...how to walk in high heels (from a TPRS story we did in class).
Dieses Feedback unten hat mir natürlich sehr geschmeichelt, auch wenn ich weiß, dass der Schüler unrecht hat:
An unserer Schule gibt es sehr viele Kollegen gibt, die sich wirklich sehr um unsere Schüler*innen Sorgen und sich sehr gut kümmern, aber die Frage ist manchmal, was auch bei den Schüler*innen ankommt. Wir Kolleg*innen haben leicht hunderte Schüler*innen (ich momentan 180) und es ist schwer, dann individuell zu reagieren. Meine Umfragen, denke ich, haben mir wirklich geholfen, dass sich die Schüler*innen etwas mehr gesehen fühlen und ich kann besser auf alle eingehen:
Hier ein konkretes Beispiel für so eine Umfrage ohne großen Schnickschnack:
I would like your feedback so I can make the tasks better for the following weeks. Your answers are anonymous, meaning I can't see who said what.
Hier eine typische Antwort:
Ich habe das mit unserer Lernplattform itslearning erstellt, aber auch Surveymonkey und diverse andere Lösungen könnten das. Datenschutz beachten! Ich habe manchmal eine Kombination der Buchstaben des Nachnamens als Code verlangt, wenn ich mit third party tools zusammen gearbeitet habe.
Insgesamt finde ich es gerade schwer, den Schülern adäquate Rückmeldung zu geben. Ich habe zu Analysezwecken einmal die Zeit gestoppt. In 90 min habe ich 18 Schülern Feedback geben können zu einer Aufgabe die etwa eine Drittelseite umfasste. Das heißt in der Doppelstunde, die ich in der Klasse habe, kann ich pro Woche nicht allen Schülern eine Rückmeldung geben. Da sind auch noch keine Emails und Nachrichten beantwortet, Schulorganisation erledigt, Vorbereitung des Unterrichts, Konferenzen, Elterngespräche geführt... Besser geht es, wenn man die Aufgaben in Gruppen abgeben lässt, aber dann gibt es online immer viele Nachfragen und technische Probleme, die auch Zeit fressen. Haltet die Ohren steif, liebe Kolleg*innen!
Hast du Ideen für zeitsparende Rückmeldungen oder andere Ressourcen für Fremdsprachenlehrer (die die Gütekriterien erfüllen), dann hinterlasse mir doch einen Kommentar:
Immer wieder schicken uns Lehrern die großen Verlage freundliche Post voller Gratismaterial, auch da sie wissen, wie gestresst wir im Lehreralltag oft sind. Gerade jetzt kommen die "digital alles so toll" Werbebriefe. Bei mir als Bloggerin kommen noch die "diese perfekte App müssen Sie Ihren Lesern UNBEDINGT vorstellen" Werbeemails. Ich gebe zu, ich bin genauso gierig nach gutem Material wie wir alle, aber das meiste davon wandert hier direkt in den digitalen oder analogen Papierkorb. Lies hier was meine Probleme mit diesen geschenkten lahmen Gäulen sind:
Photo (modifiziert mit Text) von Kira auf der Heide on Unsplash
Die Kopiervorlage zu Stop-Motion-Filmen, die Vokabel-Flashcard-App und fast alle "So bekommen Sie Ihre Schüler endlich zum Sprechen" Anregungen, sie alle wandern bei mir nach einem kurzen Blick direkt in die Ablage "danke, nein danke"...
Innerhalb von Sekunden gehe ich meine Gütekriterien durch.
Alles, was da durchfällt, kann ich getrost ignorieren.
Stell dir vor, ich mache tatsächlich ein Stop-Motion-Video-Projekt mit den Schüler*innen. Schon der umständliche Name lässt Arbeit erahnen.
Was wird da tatsächlich in der Unterrichtszeit und der Freizeit der Schüler*innen laufen?
Sprechen sie wirklich Englisch, wenn sie ihre Figürchen aufstellen, verbiegen und drei Millionen (größtenteils minderwertige) Fotos aufnehmen? Ich glaube nicht an den Weihnachtsmann, also auch nicht an "English only bei Gruppenarbeit"...
Und der ganze technische Aufwand! Da muss erst einmal gelernt werden,
Das alles wird höchstwahrscheinlich nicht auf Englisch recherchiert. Was die Schüler*innen hier stattdessen lernen ist, Stop-Motion-Filme zu erstellen. Auch interessant, aber nicht in meinem Englischunterricht!
Die Mikro-Menge an Englisch, das in diesen Filmchen dann untergebracht wird ist die wochenlange Unterrichts- und Freizeit der Schüler nicht Wert!
Fazit: Schülerorientierung TOP, Rest FLOP!
Kommen wir zur Flashcard-App-Werbe-Email. Klarer Fall von "meinen Blog nicht gelesen, bevor die gleiche Marketing Email an alle Fremdsprachen-Blogger verschickt wurde".
Gerade haben wir erfahren, dass es bei uns in Bremen nach den Weihnachtsferien wieder digital weiter geht. Das wird nicht einfach für alle Beteiligten, aber ich sehe mich in der Verantwortung, als Türsteher die ganzen nervigen und zeitfressenden Materialien auszusperren.
Hier findest du meine Ideen zu digitalen Aufgaben beim letzten Lockdown. Jetzt würde ich gern gemeinsam sammeln, wer hat gute Ideen, die die drei Gütekriterien erfüllen (auch hier noch einmal genauer erklärt) ? Hinterlasse einen Kommentar oder schicke mir eine Nachricht und ich mache eine schöne Ideenkiste für uns alle noch vor dem Schulstart im neuen Jahr!
Wir leben schon wirklich in spannenden Zeiten gerade. Ich sehe zum ersten Mal in meinem Leben leere Supermarktregale (nur begrenzt auf Nudeln, Reis, usw., und Klopapier). Heute traf ich eine Frau beim Einkaufen mit 6 Dreierpacks Küchentüchern. Als ich sie drauf ansprach wurde sie ganz schön schnell pampig... Egal. Was mir Sorgen macht, ist neben den größeren wirtschaftlichen und individuellen Folgen auch, was wir den Schülern gerade für Zuhause aufdrücken. Viele dieser Hausaufgabensind nur "busy work", bringt also die Schüler in der Sprache nicht weiter.
Mir ist klar, dass einige meiner Schüler momentan in sozialen Situationen eingesperrt sind, die ein Lernen und Hausaufgaben erledigen unmöglich machen. Denen soll kein weiterer Nachteil aufgebürdet werden. Dennoch müssen wir uns auch um die kümmern, die Aufgaben machen können, sollten oder wollen. Die Aufgaben ziehe ich also schweren Herzens nur zur Verbesserung der Note heran.
Das ist natürlich sehr individuell, aber so grob gesagt fallen bei mir jedenfalls pro Klasse 180 Minuten weg, die zu über 90% der Zeit mit englischem Sprachinput gefüllt sind. Das liegt auch daran, dass ich mit Comprehensible Input Methoden arbeite, die ja von sich aus auf effektive Zeitnutzung ausgelegt sind. Aber auch wenn man traditioneller arbeitet, sollte ja neben den Arbeitsphasen - und teilweise auch darin - sehr viel Fremdsprache stattfinden.
Wie praktisch die Abschnitte im Buch sind, auf denen seitenweise Aufgaben zu finden sind. Da hat man die Lösungen gleich dazu und die Schüler "sitzen nicht rum". Leider findet Lernen bei Lückentext, Sortier- und Finde den Fehler Aufgaben nur bei sehr guten Schüler/innen statt. Warum erkläre ich hier:
Was die Schüler brauchen ist
Ja, ich weiß, nichts leichter als das... Haha. Und dann sind auch noch alle auf einem anderen Level.
Dazu kommen technische Probleme:
Was also tun?
Aus dem Englischbuch habe ich vor allem Texte genommen und entweder die Buchaufgaben dazu (keine Grammatik, sondern Leseverständnis) oder selbst welche erstellt. Auf unserer Plattform (itslearning) hatte das den Vorteil, dass ich die Erledigung der Aufgaben persönlich einsehen konnte. Die Buchseiten habe ich eingescannt. Das dürfen wir bis zu 15% eines Werkes und nur in einem passwortgeschützten Bereich.
Wer ein Workbook oder Arbeitsheft hat, sollte vor allem die Lese- und Höraufgaben zuhause machen lassen. Ich habe das Workbook wegen überbordender TESTaufgaben mit wenig effektivem Lernnutzen aber abgeschafft.
Youtube is your friend, mate... Finde tolle Videos zu deinen Themen, erstelle einige Hausaufgaben dazu und fertig ist die Laube. Naja, hat trotzdem gedauert. Ich habe keine Anfänger, sondern 8. bis E-Phase, da ist es leichter Videos zu finden, die den drei obigen Kriterien genügen.
Für das Leseverständnis habe ich das gleiche mit einfachen Geschichten gemacht, die ich online gefunden habe. Testfragen dazu und fertig.
Diese Seite hat einfache englische Geschichten mit Fragen die man teilweise gleich übernehmen kann.
Und für die Sprachanfänger?
Oberstes Gebot: GERATE NICHT IN VERSUCHUNG, DIE SCHÜLER SICH GRAMMATIK MIT DEM BUCH SELBST BEIBRINGEN ZU LASSEN.
Warum nicht?
Ähnliches gilt für Vokabeln aus dem Buch lernen. Ist nicht ganz so schlimm, aber das führt hier zu weit. Habe ich hier genau erzählt: Deine Schüler lernen keine Vokabeln? Müssen sie auch nicht.
Was würde ich dann also theoretisch mit den Kleinen machen?
Die 5.-7.Klässler dürfen bei uns noch nicht gezwungen werden die Lernplattform zu nutzen. Leider (aber verständlich). Wenn es bei euch geht, ist es sehr schick, sich selbst aufzunehmen, während man eine graphisch stark entlastete Geschichte erzählt. Das lieben die Schüler. Unten ein Beispiel von vielen (suche mal TPRS story listening, auch bestimmt in deiner Sprache.):
Listen and draws kann man auch gut selbst erstellen für die Kleinen. Dazu nimmt man seine eigene Stimme auf, und gibt dabei Zeichenanweisungen. Vielleicht erst ein Blatt, dass die Vokabeln wie Formen, Präpositionen oder body parts erklärt und dann soll ein Haus mit Garten vor einem Berg gezeichnet werden oder bunte Monster mit lustigen Gliedmaßen. Hier habe ich einige dieser Ideen gefunden, die ich auch so schon im Unterricht eingesetzt habe. Hier ein ganz schickes Beispiel, mit vorbereitetem Worksheet.
Das gleiche gilt für read and draw. Hier ein Beispiel. Hier ein noch schönes Beispiel. Das geht auch als Arbeitsblatt, das man den Schülern zukommen lassen kann.
Duolingo lasse ich immer freiwillig für Bonuspunkte machen. Sie sollen mir nur einen Screenshot von ihrem Level vorher und nachher machen. Es waren bisher immer drei bis fünf Schüler pro Klasse, die sich bei Duolingo richtig reingehängt haben.
Wenn ihr noch gute Ideen habt, schreibt mir.
Langsam geht mir bei diesem Artikel der Saft aus. Aber die "Großen" sollten bei mir ein Wahlkampfvideo analysieren mit Vokabular und Methodikhilfe aus dem Netz. Dann Effektivität und Methodik vergleichen mit lustiger Werbung. Alles als Text im Heft zur späteren Besprechung. Es wird doch dazu kommen?! Bibber...
Nach einer Woche hatten in meiner Klasse vier Schüler die Online-Aufgaben nicht gemacht (bei Hausaufgaben in der Klasse sind es sonst 2/3...). Die habe ich angerufen um abzuklären ob sie wirklich Internetzugang haben. Hatten sie, nur technische Schwierigkeiten, die sich lösen ließen.
Hätte ein Schüler keinen Zugang, auch nicht vom Handy der Eltern, hätte ich mir Gedanken über Aufgaben gemacht, die diese Person nicht ausschließen.
Wegen der kleinen Bildschirme sollten die Schüler die Aufgaben entweder im Heft zur späteren Kontrolle oder auf der Lernplattform in Form von kurzen Testfragen beantworten. Und nein, sie scheinen nicht die Seiten abfotografiert und in die Klassengruppe gestellt zu haben... Darauf sollte man aber vorbereitet sein.
Lange Texte online abliefern finde ich nicht in Ordnung wenn man am Handy arbeitet, es sei denn sie dürfen per Hand schreiben und abfotografieren. Darauf hatte ich aber keine Lust.
Was total genervt hat, war dass uns Sofatutor ans Herz gelegt wurde, da wir als Schule einen kostenlosen Zugang haben, viele Schüler aber trotzdem die Videos nicht sehen konnten ohne gefragt zu werden, ob sie einen nur 30 Tage kostenlosen Account erstellen wollten. Ich hatte zwei Stunden investiert die wenigen wirklich guten Videos zu finden und dazu Testfragen zu erstellen. Das Problem konnte ich bis jetzt noch nicht lösen. Habe den Support aber kontaktiert. Mal sehen.
Ganz klasse fand ich das Ergebnis meiner spontanen Idee, eine Aufgabe zu machen die einfach hieß, "schicke mir auf Englisch über die Messengerfunktion der Plattform einen sehr kurzen Text dazu entweder wie es dir mit der Ausgangssperre geht oder was für Tipps du hast, wie man sich zuhause beschäftigen kann".
Ich war so dankbar, dass ich einen Überblick hatte, wie es allen geht. Ich konnte beruhigen und inhaltlich korrigieren, wo nötig und fühlte mich besser in der Lage für meine Schüler da zu sein. So einen guten Kontakt zu einer ganzen Klasse hatte ich sonst nicht.
Und die Tipps habe ich auch sehr genossen. Eine Schülerin schlug vor mal was Aufwendigeres zu kochen. Das animierte mich mein Gnocchi-Trauma zu überwinden. Mit Unkraut-Pesto. Sehr lecker war das!
Unsere Lernplattform (itslearning) hat eine Umfrage-Funktion. Die ist wenn gewünscht anonym. Da habe ich einfach zwei Fragen erstellt. Eine dazu, wie lehrreich, umfangreich und unterhaltsam sie die Aufgaben fanden und eine dazu was sie sich für die nächsten Wochen wünschen würden.
Was war das Ergebnis meiner Umfrage? Am liebsten beantworten die Schüler Umfragen. Dann LESEN und Fragen beantworten, erst danach Videos mit Fragen und zuletzt, wenig überraschend, das Buch... Das war bei all meinen drei Englischklassen übrigens identisch!
So, das war's jetzt aber. Ich hoffe es hat dir genützt. Bleib gesund und munter und natürlich momentan - ZUHAUSE!
Mann, habe ich mich früher immer geärgert, dass die wenigsten meiner Schüler Vokabeln lernten. Und dabei habe ich die blöde Büffelei als Schülerin selbst gehasst. Das war auch ein Grund,
weshalb Latein trotz meines Sprach- und Grammatiktalents bei einer knappen Vier herumgurkte, während ich in Englisch Bestnoten hatte. Aber selbst in Englisch hörte ich nach der 9. Klasse auf
Vokabeln zu pauken... und machte danach mehr Fortschritte als je zuvor. Wie das zusammen passt und meine Schüler trotzdem einen guten Wortschatz entwickelt haben? Lies weiter...
Außerdem möchte ich noch schnell darauf hinweisen, dass ihr mich bei dieser Konferenz treffen könnt (zum ersten Mal lässt Mama ihr - nicht mehr - Baby über Nacht allein). Das ist ein super tolles Treffen europäischer Fremdsprachenlehrer mit alternativen Tendenzen. Mehr dazu am Ende.
Ich habe mir das GUT überlegt... Hier also meine Gründe, die allseits beliebten Vokabeltests weitgehend auszusetzen:
Erstens lernen die wenigsten und die Tests fallen meist enorm schlecht aus, oder hast du andere Schüler als ich? Ich habe sogar versucht, identische Tests mehrfach schreiben zu lassen. Brachte auch nichts...
Die gelernten Vokabeln gehen zudem oft nicht in den aktiven Wortschatz über. Diese Studie hatte ich schon einmal erwähnt. Sie zeigt, dass Worte aus Geschichten besser im Gedächtnis bleiben als gelernte Vokabeln. Meist sind sie auch nicht im Satzzusammenhang gelernt und damit für das Gehirn teilweise wertlos da der Kontext und die Anwendung fehlt. Ausnahmen sind sehr simple Substantive wie aus dem Bereich Essen oder Tiere.
Vokabeltests sind für alle Beteiligten nervig und stressig. Mal im Ernst. Wer korrigiert schon gern... (Ausnahme siehe unten)
Selbst die Schüler, die gut abschneiden, sind oft ängstlich und unter Druck. Das hat man in Klassenarbeiten schon genug und braucht den Druck nicht noch weiter zu erhöhen. Ich versuche Englisch bei den Schülern eher in die Freizeitsparte zu integrieren, da ist Zwang kontraproduktiv (bitte nicht mit laissez-faire verwechseln).
Wer lernt für Vokabeltests? Die Schüler die ohnehin schon gut in Englisch sind und privat gute Voraussetzungen zum Lernen haben oder gute Unterstützung.
Setze ich die Vokabeln dann voraus, vergrößere ich die soziale Schere in meinen Klassen. Da habe ich keine Lust drauf.
Beim Lernen für Vokabeltests habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die Schüler endlos Fehler produzieren. Entweder "raten" sie erstmal und verunsichern das Gehirn dadurch, oder erzeugen beim Abschreiben neue und originelle Fehler.
Manche armen Seelen (ich war mal eine davon) kontrollieren die Vokabelhefte der Schüler bevor sie anfangen zu lernen. Da ist die Vokabel aber schon einmal falsch im Gehirn gelandet.
Zudem war der Aufwand einfach nicht zu leisten. Man glaubt gar nicht, wie UNGLAUBLICH viele Fehler Schüler schon bei zehn Vokabeln produzieren können... Das wird durch unsere zunehmend lesefaulen Schüler sicher auch nicht besser...
Ganz einfach. Fremdsprache HÖREN, LESEN, LESEN, LESEN und NOCH MEHR LESEN. Ja, das ist auch nicht einfach, aber es geht.
Ja, darauf deuten sehr viele Studien hin. Eine habe ich schon einmal in einem vergangenen Artikel zusammen gefasst. Die konkreten Belege warum Lesen mehr bringt als Vokabeln lernen muss ich in einem zukünftigen Artikel für dich zusammenfassen, da ich jetzt schon zwei Stunden an diesem Artikel sitze und gleich mal Essen machen muss... Das tue ich ja gerne, aber warum muss man es jeden Tag gleich mehrmals - und seit ich Mama bin auch noch ständig gesund?!
Nur noch kurz, neuerdings habe ich auch den freiwilligen Vokabeltest für mich entdeckt. Der macht mehr Spaß zu korrigieren, da die Schüler viel besser abschneiden und man nur drei bis fünf Exemplare pro Klasse auf dem Tisch hat. Das Schreiben des Tests machen wir nebenbei, wenn die anderen Schüler mucksmäuschenstill lesen, also in der Bibliotheksstunde. Klappt bisher sehr gut.
Ich bin schon zum zweiten Mal als Presenterin auf dieser Konferenz in den Osterferien in Ermelo und freue mich riesig. Eine so inspirierende und lehrreiche Atmosphäre gibt es auf deutschen Fortbildungen selten. Ich werde mir auch zwei Workshops ansehen und meine neu gewonnene Freiheit genießen, denn Daddy ist zum ersten Mal mit Kind allein über Nacht zuhause...
Würde mich super freuen, dich dort zu sehen. Als CI/TPRS Anfänger UNBEDINGT die Demonstration CI (Comprehensible Input) class buchen und Bretonisch lernen. Der Lehrer ist der Hammer und arbeitet unglaublich gut.
Nein, diese Technik ist nicht speziell für Fremdsprachenlehrer, aber das kümmert mich nicht. Die Studie aus der sie stammt, versuchte die Durchfallrate sozial-ökonomisch benachteiligter Schüler im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich zu verringern. Das Ergebnis einer (von praktisch jedem Lehrer anwendbaren) Intervention war eine HALBIERUNG der Durchfallrate.
Das schaue ich mir für meinen Unterricht ab!
Ich werde diese zehn Minuten ab jetzt investieren, auch wenn ich dafür meine Klassenarbeit kürzen muss. Wie siehst du das? Ist es dir die Zeit Wert?
Willkommen zurück, ja, ich bin lange untergetaucht, aber ich freue mich, endlich wieder regelmäßig zu schreiben. Beginnen möchte ich mit meinem liebsten Kennenlernspiel (aber nicht nur für den Start zu gebrauchen). Danach folgt eine kleine Retrospektive der letzten fünf Jahren in der gleichen Klasse und etwas anderem Englischunterricht.
Vielleicht kennst du das Line Game. Es ist mein liebstes Kennenlernspiel ab der 9. Klasse.
Dazu erklärst du die längste freie Strecke im Klassenraum zu einer virtuellen Messlatte. Diese geht von Null bis Zehn oder von "Überhaupt nicht" bis "ganz extrem" oder "sehr kurz" bis "sehr lang". Keine Sorge, das wird gleich offensichtlich. Natürlich erfolgt die Erklärung in der Fremdsprache.
Dann stellst du Fragen, zu denen sich die Schüler einfach durch Aufstellen positionieren müssen.
Achte darauf, mit eher unpersönlichen Fragen zu starten und dann persönlicher zu werden.
Besonders Extreme laden natürlich zum Nachfragen ein. Ich stelle mich dazu auf einen Stuhl, sonst könnte ich bei meiner Körpergröße die Hälfte Schüler nicht sehen...
Gute Fragen meiner Ansicht nach:
Das Spiel eignet sich auch später für andere Themen, zum Beispiel Abithemen oder auch Lektürearbeit:
Noch nie zuvor habe ich eine Klasse fünf Jahre lang unterrichtet. Noch nie zuvor habe ich fünf Jahre lang alternativen Englischunterricht (z.B. fast gänzlich ohne Vokabelllernen) gemacht. Stattdessen gab es TPRS, TPR, und sehr, sehr viel Lesen.
Am ersten Schultag mit der Klasse wusste ich noch nicht, was wir gemeinsam wagen würden. Ich dachte, wir probieren diese von mir neu erlernten Methoden einfach mal zwei Wochen aus und am Elternabend könnte man mal schauen, wie das Feedback so aussieht.
Eine Woche später war klar, es gibt kein zurück. Und die meisten Eltern waren auch schon überzeugt, bevor ich überhaupt anfing, mein Konzept zu erklären. Ihre Kinder hatten zuhause sehr geschwärmt.
Etwa acht der Schüler, die von Anfang bis Ende dabei waren (ca. 24 meiner 30 Schüler gesamt) haben ein hervorragendes Niveau erreicht, das ich sonst höchstens bei ein oder zwei Schülern in der Klasse hatte, und auch nur weil diese zuhause viel auf Englisch lasen und Computer spielten. Gefühlt (so viele neunte Klassen hatte ich als Vergleich noch nicht) ist der Rest etwa auf dem gleichen Niveau wie er sonst gewesen wäre, d.h. mit Schulbuch, ausgedehntem Grammatikunterricht und Vokabelpaukerei.
Allerdings haben die schwachen Schüler ein bedeutend größeres Vokabular und Hörverständnis, auch wenn sie schriftlich trotzdem schwach und mündlich schüchtern sind.
Beeindruckt haben mich auch neu hinzu gekommene Schüler, die erst sehr schwach waren, dann aber wieder Mut fassten und enorm aufholten. Das war mir in meinem traditionellen Unterricht bisher noch nicht passiert.
Etwa drei bis vier der starken Schüler haben ein Niveau erreicht, mit dem sie die E-Phase (10.Klasse) problemlos überspringen könnten und dennoch im Leistungskurs zurecht kommen würden. Sie können sich sehr gut und flüssig auf Englisch ausdrücken und haben für die neunte Klasse ein sehr umfassendes Vokabular, das über das, was wir im Unterricht gemacht haben, weit hinaus ging.
Um nicht nur meine Worte gelten zu lassen:
Ein Elternteil kam vor den Sommerferien zu mir und sagte, wie gut die Methode sei, da sich sein Sohn im Urlaub praktisch flüssig auf Englisch verständigte. Als ihn sein Vater darauf ansprach, sagte er nur: "Ich bin aber nicht der Beste in der Klasse."
Und mein Lieblingskommentar kommt von einem Schüler mit leichter Rechtschreibschwäche, der jahrelang fast nichts im Unterricht gesagt hat und immer seine Dreien geschrieben hat:
"Hello, my name is ...", das war mit das erste, was ich von Ihnen gelernt habe. Inzwischen habe ich ein brauchbares Vokabular, ohne jemals Vokabeln gelernt zu haben.
Sein Vokabular ist mehr als brauchbar... Irgendwann fing dieser Schüler an und konnte die ausgefallendsten Vokabelfragen beantworten.
Zufrieden bin ich natürlich nie. Gerade im Mittelfeld hätte ich mit mehr Kompetenz im Schreiben gerechnet, da wie so enorm viel gelesen haben (die letzten zwei Jahre mindestens 30 Minuten pro Woche mit selbstgewählten Büchern).
Ich war überrascht, dass selbst Schüler, die 300 Seiten Harry Potter gelesen hatten, noch so viele Rechtschreib- und Grammatikfehler machten.
Ich denke, da muss ich noch an meinen Fähigkeiten arbeiten. Dazu habe ich in Frankreich bei der European TPRS Conference in Agen in diesen Sommerferien bei Workshops und Gesprächen sehr gute Ideen gewonnen.
Ich habe dort unter anderem eine Woche Englisch unterrichtet und wurde dabei von einer erfahrenen Lehrerin gecoacht, während Neulinge von hinten zuguckten und Feedback gaben. Wenn dieser Drill mir nicht angewöhnt hat, langsamer zu sprechen und mehr zu wiederholen, sollte ich meinen Job an den Nagel hängen.
Hier ein paar Impressionen der phantastischen Konferenz:
Wenn die Lehrerin halb so alt ist wie die meisten ihrer Schüler... Wir hatten so viel Spaß:
Also, auf ein Neues, es gibt viel zu tun. Was hast du dir für das neue Schuljahr vorgenommen? Oder falls du schon angefangen hast, siehst du schon Erfolge, oder hat dich der Trott eingeholt?
Klassenarbeiten Korrigieren in den Fremdsprachen... Wahrscheinlich genauso beliebt bei Lehrern wie das Schreiben derselben bei Schülern. Für mich gilt das definitiv, allein durch den
unglaublichen Zeitaufwand. Aber wie zielführend ist diese Sisyphusarbeit eigentlich? An diesem Thema scheiden sich die Geister. Dabei scheint die Datenlage doch in eine ganz bestimmte Richtung zu
weisen...
Dieses Bild ist nicht von mir, sondern von Pixabay...
An einer Abiklausur sitze ich mit Gutachten Schreiben im Schnitt 2.5 Stunden. Pro Schüler. Also mal eben eine Woche Mehrarbeit. Dabei wird natürlich anders korrigiert, da es hier um Fehlerdokumentation nicht -feedback geht. Aber auch Oberstufenklausuren fallen mit ca. 1.5 Stunden pro Schüler zu Buche. Lohnt sich diese massive Arbeit? Was sagt die Wissenschaft dazu?
Einen guten ersten Eindruck bekommt man in diesem Artikel von Devon Woods, 1989, für mündliche und schriftliche Fehlerkorrektur (denn die Sachlage ist nicht neu). Mein Lieblingspunkt aus diesem leider englischen Artikel ist der Grund warum wir vermutlich so gern korrigieren. Wir erinnern uns, wie der Autor bemerkt, natürlich vor allem selektiv an die wenigen Momente in denen die Korrektur doch einen positiven Effekt hatte. Insgesamt kommt der Autor nach Analyse mehrerer Studien zu dem Fazit, dass Fehlerkorrektur in den Fremdsprachen meist eher schadet als nützt.
Wer meint, diese Studie sei nur ein Ausnahmefall, dem lege ich hier noch einige Belege ans Herz (mit bestem Dank an meine französische Freundin und Kollegin Judy Dubois, deren Artikel mich auf die Fährte der Studien geführt hat):
Dieser Artikel von Gray (2004) konzentriert sich vor allem auf die schriftliche Fehlerkorrektur und betrachtet andere Studien. Mir gefällt persönlich das Zitat von Truscott darin, in dem er bemerkt, dass die meisten Lehrer aus Erfahrung wissen, dass Schüler trotz Korrektur immer wieder die gleichen Fehler machen. Die Schüler dann als faul oder dumm zu beurteilen scheint wenig sinnvoll, da das Phänomen auch bei überdurchschnittlich guten Schülern auftritt...
Hier kritisiert der eben zitierte Truscott (1999) die Kritik einer Kollegin an seiner Kritik der Grammatikkorrektur ;-). Dabei analysiert er die Datenlage aber sehr gut und versucht auch Belege für die Gegenseite zu finden. Es scheint, dass die Fehlerkorrektur in der Praxis völlig selbstverständlich ist, obwohl die Datenlage aus der Wissenschaft dazu eher negative Indizien liefert.
Diese Studie (Kepner 1991) schlägt ebenfalls vor, ganzheitlich auf den Inhalt hin zu korrigieren, da sich so der Schreibstil stärker verbessert als bei expliziter Sprachkorrektur.
Diese Studie (Sheppard 1992) kam zum gleichen Ergebnis.
Diese Studie von Qosayere (2015) fand ich sehr unterhaltsam. Sie behauptet, die obigen Studien zu wiederlegen, die den tatsächlichen Lernfortschritt der Schüler gemessen haben. Die Methodik der Studie waren allerdings Schüler- und Lehrerinterviews. Das Argument der Forscher war also in meinen Worten wiedergegeben: "Grammatikkorrektur bringt doch etwas da Schüler und Lehrer sie in unserer Studie toll fanden..."
Was also tun wenn die alte Vorgehensweise, jeden einzelnen Fehler zu markieren, niemandem nützt?
In der E-phase (10.Klasse) habe ich schon begonnen, meine Korrektur einzuschränken. Ich erklärte den Schülern genau, warum sie jetzt nur noch auf einer Seite eine detaillierte Korrektur jedes einzelnen Fehlers bekommen würden und ansonsten das summarische Feedback über unsere integrative Sprachbewertungsmatrix mit acht Kategorien von unter anderem Wortwahl über Adressatenspezifität zu Eigenständigkeit. Statt Randbemerkungen aus Buchstaben bemühte ich mich, stärker auf die Argumentation und den Stil einzugehen. Zudem gewann ich Zeit für summarische Rückmeldungen am Ende. Hier einige Beispiele:
Mind the difference between they=sie, there=dort and their=ihre.
Wie man am letzten Beispiel sehen konnte, gelang es mir auch besser, den Fortschritt der Schüler sowohl für mich als auch für sie zu dokumentieren. Ich schaute bei der Korrektur einfach in den Rückmeldebogen der letzten Klausur und konnte sofort notieren, ob der Schüler bestimmte Fehlerarten jetzt vermieden hatte. Diese Zeit hatte ich vorher nicht, als ich auf 12 Seiten jedes einzelne fehlende Komma markieren musste.
Proteste über diese neue Vorgehensweise gab es übrigens nicht.
Auch bei den jüngeren Schülern habe ich begonnen, eine Matrix mit Rückmeldungen zu verwenden, statt Fehler zu unterstreichen. Denn wenn ich jeden Fehler markiere, betone ich ihn dadurch ja zusätzlich und das Gehirn der Schüler prägt ihn sich um so besser ein.
Im nächsten Artikel betrachte ich die mündliche Fehlerkorrektur.
Was meinst du? Überzeugt dich die Sachlage, oder hängst du an der detaillierten Fehlerkorrektur?
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