Methode: Mitarbeit verbessern und bewerten (Schnelle 10er Tests)

Eines der besten Instrumente in meinem Methodenkoffer ist der "10er Test". 10 Minuten, 10 Fragen, schnell gemacht und superschnell benotet (sogar wenn man nebenbei fernsieht). Was er bringt? Aufmerksamkeit im Unterricht, Beteiligung, Bestätigung und Rückmeldung für alle Beteiligten. Hier findest du eine übersichtliche Anleitung und HIER den Download der Vorlage.

 

Der 10er Test wird von vielen TPRS-Lehrern sehr erfolgreich eingesetzt. Die Idee ist auch nicht von mir, ich habe nur einen Vordruck für dich fertig gemacht und die Methode ausführlich getestet.


Es ist definitiv kein normaler Test, was auch das Ergebnis meines letzten 10er-Tests  anzeigt:

 

10 oder 9,5 Punkte - 12 Schüler (Note 1)

9 Punkte - 7 Schüler (Note 2)

8,5 Punkte - 2 Schüler (Note 3)

6,5 Punkte - 1 Schüler (ja, das ist ein Problem und entspricht bei mir auch schon der Note Vier)

 

Das Ergebnis ist sehr repräsentativ dafür, wie diese Tests normalerweise bei mir ausfallen. Sie sind mit Absicht sehr leicht gestaltet, um den Schülern ein Erfolgserlebnis zu geben und eine Belohnung für die Aufmerksamkeit in der Stunde.


Ein schlechteres Ergebnis würde mir anzeigen, dass ich etwas falsch gemacht habe, zum Beispiel zu schnell vorgegangen bin...


So funktionieren diese alternativen Tests also im Detail:

Wie einsetzen?

Unbedingt am Ende einer längeren Phase mit Rundfragen benutzen, denn mehrere Wiederholungen des Inhalts des Tests sind eine Grundbedingung. Auch keinen Stoff aus vorhergehenden Stunden abfragen, denn es geht um Aufmerksamkeit, nicht Erinnerungsvermögen.


Er dient NICHT dazu, unaufmerksame Schüler abzuwatschen. Auch nicht dazu, sich den Eltern gegenüber zu rechtfertigen. Er dient dazu, den Schülern das Gefühl zu geben, dass die Fremdsprache einfach ist, wenn man nur aufpasst. Und dass wir Lehrer Aufmerksamkeit sehr hoch bewerten.


Daher sollten die Fragen super einfach sein, können sich aber auf Inhalte oder Fremdsprache beziehen. Antworten sollten in ein bis drei Worten erfolgen können. Im Idealfall wird in den Fragen die neue Grammatik weiter verwendet. Wenn dann jede Frage drei Mal wiederholt wird (immer, das spart Nachfragen), hat man wieder bis zu 30 Wiederholungen eingebaut und die 10 Minuten sind gut genutzt.

Durchführung

So funktioniert die Durchführung nach meiner Erfahrung am besten:

  • Schüler nicht umsetzen, die Nicht-Schreib-Hand dient aber zum Abschirmen des eigenen Textes. Da das Blatt so klein ist, kann man es wunderbar auch mit Kinderhänden komplett abschirmen.
  • Tests nicht ankündigen. Wozu auch, man kann ja eh nicht lernen...
  • Fragen während des Tests ausdenken und ein Stichwort sowie die Antwort auf einem eigenen Blatt zur Erinnerung notieren.
  • Bei Schummeln einmal verwarnen, dann sofort wegnehmen. Bei mehreren Tests pro Halbjahr fällt das gar nicht ins Gewicht...
  • Wer fertig ist, hebt den Test über Kopfhöhe. Runternehmen gilt als Schummeln.
  • Wer einen Schüler zum alphabetisch sortieren einsetzt, kann beim Benoten einfach der Reihe nach in die Klassenliste eintragen (Tip von Ben Slavic, mache ich bisher noch nicht).

Die Benotung handhabe ich so (auch nach Ben Slavic und anderen amerikanischen TPRS-Lehrern):

  • Ergebnisse dürfen falsch geschrieben sein, nur "Yes" und "No" müssen korrekt sein. Dies ist kein Vokabel- oder Rechtschreibtest, sondern ein Mitarbeitstest.
  • halbe Bonuspunkte für elaborierte Antworten in der Fremdsprache.
  • ggf. dürfen Antworten sogar auf deutsch geschrieben werden (da die Schüler einige Worte auf Englisch ja noch gar nicht, oder nur ein Mal, geschrieben gesehen haben, wenn wir eine Geschichte erzählen).
  • Eine Eins für 9,5 und mehr Punkte, eine Zwei ab 8,5 Punkten, eine Drei ab 7 Punkten, eine Vier ab 5,5 Punkten, eine Fünf ab 4 Punkten und darunter eine Sechs. Ja, das ist streng, aber die Tests sind vom Schwierigkeitsgrad verdammt leicht und nach meiner Erfahrung bekommen doch die meisten eine Eins.

Vorteile der Methode

  • Es dauert wirklich nur zehn Minuten.
  • Schüler wissen, dass Aufmerksamkeit belohnt wird und strengen sich besonders an.
  • Schüler bekommen eine Rückmeldung darüber, wie gut sie aufgepasst haben.
  • Stille Schüler können genauso punkten.
  • Schüler sind entspannt in Bezug auf den Test, da er so einfach ist und Rechtschreibung nicht zählt.
  • Schüler bekommen gute Noten und damit Bestätigung und das Gefühl gut in der Fremdsprache zu sein.
  • Lehrer sehen gleich bei welchen Schülern es Probleme gibt und können sehr schnell gegensteuern (nachfragen/umsetzen/Elterngespräche)
  • Lehrer haben eine feste Rechtfertigung für die mündlichen Noten und die dazugehörigen Gespräche.

Nachteile der Methode

  • Es sind zehn Minuten am Ende der Stunde in denen man nichts Neues machen oder Hausaufgaben aufgeben kann. Aber nach einer Doppelstunde Input sind die Schüler ohnehin platt...
  • Ganz empfindliche Schüler könnten Leistungsdruck empfinden (durch Betonung der Häufigkeit und damit Niederschwelligkeit abmildern)
  • Man muss zuhause 10 Minuten zum Korrigieren verbringen (inklusive in die Notenliste eintragen).

Fazit

Unbedingt ausprobieren! Und wenn ihr noch Anmerkungen/Verbesserungsvorschläge habt, hinterlasst doch einfach einen Kommentar oder schickt mir eine Email. Ich freue mich!

 

P.S.: Hier findet ihr nochmal den Download für die Vorlage.

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Kommentare: 4
  • #1

    uworissimo (Montag, 02 Juni 2014 16:36)

    Ich habe einige Fragen zum 10er-Test:

    1. Du bewertest Hörverstehen. Wie oft machst du das im Schuljahr?

    2. Erteilst du eine volle Zensur für diese Art Test? (Stichwort: Vergleichbarkeit im Anforderungsniveau mit anderen Leistungsabfragen)

    3. Bestand das Stundenziel allein aus "Verstehen der neuen Form"? Nach 30 Minuten Input (sehr lang), können Schüler durchaus in eine gestützte Anwendungsphase geführt werden.

  • #2

    Sabine (Donnerstag, 25 September 2014 18:19)

    Ich habe heute das erste Mal einen solchen Test mit der Klasse gemacht, das kam hervorragend an. In der 4. Englischstunde ist natürlich noch alles so überschaubar, dass praktisch alle alles richtig haben.

    Wie machst du das mit den Bonuspunkten? Nach Gefühl?

  • #3

    Ines (Samstag, 18 August 2018 17:08)

    Hallo,
    vielleicht stehe ich gerade auf dem Schlauch, ... aber kannst Du mal bitte ein Beispiel posten?
    Danke, Ines

  • #4

    Charlotte (Mittwoch, 06 Februar 2019 16:09)

    Danke für eure Kommentare!

    Uwe:
    1. Ca. alle zwei Wochen in der Doppelstunde, mindestens aber einmal im Monat.
    2. Sie gehen bei mir in die Note für "Arbeit unter Aufsicht" ein. Wenn man die Note kaum eingehen lässt, nehmen die Schüler sie auch nicht ernst und freuen sich nicht über gute Noten. Jeder muss da seine eigene Balance finden...
    3. Das braucht eine längere Antwort als einen Kommentar. Vor allem da ich zur vorangegangenen Stunde ja gar nichts geschrieben habe. Wenn deine Schüler nach 20 Minuten Input in der grammatikalischen Form keine Fehler mehr in der Übung machen, kannst du das natürlich gern tun, würde mich aber wundern. Normalerweise braucht Grammatik bis zum ERWERB, nicht nur verstehen, länger. Der Test dient nicht so sehr der Überprüfung des Verständnisses als vielmehr als Motivation zum Aufpassen in der Stunde --> wer zuhört, egal von den Vorkenntnissen, sollte eine gute oder sehr gute Note bekommen.

    @Sabine: Ja, ein wenig danach wie der Test ausfällt und wie schwer die Fragen waren, die ich gestellt habe, sowie nach Niveau der Schüler. In der 5ten ist ein ganzer Satz mehr Wert als in der 9ten...

    @Ines: Es geht meist um eine Geschichte, die wir mit Rundfragen lang und breit erstellt und bearbeitet haben. Fragen könnten dann sein:

    Who goes to the shop?
    What animal is Sally?
    What is "dentist" in German?
    Is Sam a mouse? [Antwort: "No, he is a zebra" gäbe in der 5ten Bonuspunkte]
    +