Was ich über interkulturelles Feiern gelernt habe

Original von: http://christmasstockimages.com/free/new_year/slides/happy_new_year_color.jpg
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Ich hoffe du bist richtig gut und auf deine liebste Weise ins neue Jahr gerutscht. Laut? Leise? Im großen Kreis oder im kleinen?

Ich war mit Freunden und Familie in Berlin und habe mit Raklette, Raketen und Brettspielen das neue Jahr eingeläutet. Zu Weihnachten waren wir dagegen in England, genau umgekehrt wie im Jahr zuvor, was mich zur selbsternannten Expertin für deutsch-englisches Jahresendfeiern macht. Vielleicht lassen dich meine Erkenntnisse schmunzeln...

Feiere nie Sylvester in London


... es sei denn du hast es gern leise. Ich nicht. Jedenfalls nicht sooo leise. Deswegen bin ich ja nach London gefahren.


Wir hatten also letztes Jahr die tolle Idee Sylvester bei Freunden in London zu feiern.

Das wird aufregend und gesellig und total großartig, dachten wir. Wurde es auch, bis auf eine Ausnahme...


Es gab gar kein Feuerwerk zu kaufen und um Mitternacht ging keiner unserer Freunde vor die Tür. Ich wagte einen Blick nach draußen und was sah ich?


Nichts. Leere Straßen, Grabesstille. Eine einsame verwirrte, drittklassige Rakete drei Ecken weiter.


Wie bitte kann es sein, dass eine Millionenmetropole wie London kein anständiges Feuerwerk zu Stande bekommt???


Ach ja richtig, die Briten machen das ja zu Guy Fawkes Day. Da gab es sogar auf dem Dorf eindrucksvolle Batteriefeuerwerke, aber Sylvester in London war echt die Pleite.


Klar kann man sich den ganzen Tag lang anstellen und dann das bombastische Feuerwerk am London Eye anschauen, aber da hatte ich dann doch Besseres vor.


Viele Briten sehen sich das dann gern im Fernsehen an, aber wenn man ehrlich ist, ist da nur ein riesiger gelber Fleck in der Bildschirmmitte...


Meine holländische Freundin (die einen Briten geheiratet hat) erzählte, als ich wieder rein kam, eine viel traurigere Geschichte:


Zu Sylvester werden in Holland für alle Nachbarn fritierte süße Teigbällchen gemacht. An ihrem ersten Londoner Sylvester strömte sie also (stolz wie Oskar) mit riesigen Platten voller Gebackenem auf die Straße um mit den Nachbarn zu feiern.


Und stand völlig allein auf weiter Flur...


Sie haben noch Wochen später an den Teigbällchen gegessen...


Was am britischen Christmas-dinner besser ist - und was nicht


Willst du wissen, was es bei unserem typisch englischen Christmas dinner zu essen gab? Dann guck einfach auf meinen Teller, den ich hier in vollster Pracht abgelichtet habe.


Es gab, wie man oben sieht, bei diesem verdammt leckeren Weihnachtsmenü:

  • turkey
  • nut roast aus Maronen und Kokos
  • nut roast aus Nüssen und Aprikose
  • stuffing aus Maronen
  • parsnips and carrots
  • brussels sprouts
  • roasted potatoes
  • gravy

Die ersten drei Punkte kamen mit freundlicher Unterstützung der örtlichen Supermärkte (leicht gehoben) auf den Teller, da die Hausherrin krank geworden war und nicht alles selbst machen konnte. Es schmeckte aber wie selbstgemacht, und sogar die Zutatenliste hätte von Muttern kommen können. Convenience food, und eigentlich Essen im Allgemeinen, können die Briten inzwischen hervorragend.


Gelernt habe ich auch, das "stuffing" nicht unbeding in einem Vogel gewesen sein muss, um als solches zu gelten...


Supermegalecker war es jedenfalls. Und das schon vor dem Christmas Pudding with Brandy Butter...


Der Zeitpunkt war allerdings antiklimaktisch. Den Bauch vollschlagen um zwei Uhr nachmittags, davor oder danach Geschenke und dann gehen die Familien mit Kindern um sechs nach hause? Danach plätschert alles nur so vor sich hin.


Irgendwie nicht so richtig geballt weihnachtlich, fand ich.


Christmas-Cracker sind nicht nur für Kinder


Auch Erwachsene setzen sich gerne bunte Papierkronen auf. Selbst wenn das eigentlich total kindisch und albern sein müsste, verbindet es irgendwie.


Und als Englischlehrerin finde ich die Cracker-Jokes auch interessant:


Why is six afraid of seven?


3



2



1



Answer: Because seven ate nine... (7,8,9...)


Fazit: Feste sind was du draus machst


Mein Liebster und ich feiern gern, weshalb für uns die Devise war: absolute Feiermaximierung: Heiligabend gefeiert, genauso wie Christmas morning mit Familie in England und dann die Nachfeier mit meinen Eltern.


Aber falls dir der ganze Weihnachtskram auf den Keks geht, mach es einfach andersrum. Heiligabend ist in England unfeierlich und am 1. Weihnachtsfeiertag ist bei uns schon fast alles vorbei. Fliegen ist am 1. Weihnachtstag allerdings schwer, da sich an diesem Tag in England scheinbar kein Flugzeug vom Boden hebt.


Die gleiche Flexibilität gilt ebenso für die Bräuche. Stockings, Crackers und Christmas Pudding haben meine deutschen Weihnachten deutlich verbessert, währen mein Schatz den echten Baum, die echten Kerzen und einen selbstgemachten Adventskalender genoss. Aber wem der ganze Zinnober schon immer auf den Senkel ging, streicht und adaptiert einfach nach Belieben.


In Australien gibt es Barbeque am Strand. Nachdem ich von einem finnischen Kumpel zu Sylvester gelernt habe, wie genial Schneegrillen ist, kann ich auch diesen Brauch nur zur Adoption empfehlen...


Und wie hast du gefeiert? Hast du internationale Bräuche adoptiert? Oder geht dir alles auf den Zeiger und du feierst lieber still oder gar nicht? Hinterlasse uns doch einen Kommentar.

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