Magische Tipps zum Vorlesen im Fremdsprachenunterricht der Mittelstufe

Text: Geschichten zuhören hat etwas Magisches, dahinter Kinder auf dem Boden in bunter Kleidung

...Vorlesen lohnt sich.

Fünf Minuten unglaublicher Aufmerksamkeit. Man hätte die sprichwörtliche Nadel fallen hören können. Und das bei Winnie-the-Pooh in der 8. Klasse. Nach fünf Minuten lauthals Beschwerden, dass wir schon aufhören mussten um zu SPIELEN! Hier ein paar Tipps, wie auch du das beste aus dieser Methode herausholst und selbst Teenager dazu bekommst, wie gefesselt deinen Geschichten zuzuhören.

 

  • Lies nicht zu lang...

Als ich den Schülern ankündigte, dass ich ihnen ein Kinderbuch vorlesen würde, waren sie nicht übermäßig begeistert. Als ich die Zeit von vorneherein auf fünf Minuten beschränkte, sagte ein Schüler: "Ok, fünf Minuten, das geht noch."

  • ...und dann lass sie zappeln

Am Ende der fünf Minuten beschwerten sich die Schüler, obwohl wir eigentlich Spielen wollten. Gib nicht nach und erzähl noch weiter. Einige Schüler haben vielleicht schon genug und fangen an, das Erzählen zu sabotieren.

  • Zeige wie sehr du das Buch liebst

Sei ein gutes Vorbild. Daher nehme ich auch immer selbst ein Buch mit zur Büchereizeit (ja, ich habe endlich in der achten und der sechsten eine Klassenbibliothek eigerichtet). Außerdem leitest du die Schüler mit deiner Begeisterung an und machst sie neugierig. Also, überlege dir vorher eine gute Einleitung (so viel ist möglich, von "Eigentlich seid ihr ja noch zu jung für dieses Buch, aber es ist sooo genial, das wollte ich unbedingt mit euch teilen" bis "Dieses Buch hat mir meine Patentante zu meinem 16. Geburstag geschenkt und ich habe es noch in der gleichen Nacht durchgelesen"). Wenn sie schon zuhören, soll es ihre Aufmerksamkeit ja auch Wert sein.

  • Nutze deine besten Vorlesefähigkeiten

Sprache verstellen, lustige Akzente, was immer passt und du dir zutraust, aber geh ruhig etwas aus dir heraus, Schüler wollen unterhalten werden...

  • Lies nicht über Störungen hinweg

Ok, über versehentliche oder ganz seltene, kleine, vielleicht. Sonst erzieht man die Schüler zur Nachlässigkeit. Vorlesen gibt es nur bei absoluter Ruhe. Und wenn das klappt, kann man auch mal eine Minute Zeit zum Spielen als Belohnung bekommen. Ich habe das Vorlesen schon mehrmals abgebrochen. Wenn ich einen guten Tag habe, geht das auch ganz ohne Vorwürfe über "Ich glaube ihr seid heute nicht in Stimmung ruhig zuzuhören und wir sollten lieber etwas anderes machen".

  • Erkläre vorher, nicht währenddessen

Unterbrechungen sind nichts anderes als vom Lehrer herbeigeführte Störungen und sollten absolut minimiert werden. Also, vorher schauen, ob eine Stelle vorentlastet werden muss. Dann klappt's auch mit der Aufmerksamkeit.

 

Wer noch nicht überzeugt ist, warum man Achtklässlern noch vorlesen sollte, dem empfehle ich das "Read Aloud Handbook", ein Klassiker mit einer Reihe von guten Gründen zum Vorlesen.

 

So, nach langer Pause melde ich mich endlich wieder mit einem Artikel zurück. Das Leben ist manchmal aufregender, als einem lieb ist. Ich sitze auch gerade an einer neuen Fortbildungsreihe, aber darunter soll dieser Blog nicht leiden. Ich freue mich, dass so viele dabei sind und die neuen Artikel verfolgen. Schreibe mir gern, wenn dich ein bestimmtes Thema interessiert. Auch wenn meine Liste an Ideen für Blogartikel überquillt, kann ich bestimmt etwas einschieben, was dir auf den Nägeln brennt.

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Kommentare: 4
  • #1

    Alexandra Hübner (Sonntag, 27 Oktober 2013 12:58)

    Liebe Charlotte,
    den Kids jetzt noch vorzulesen, darauf bin ich noch gar nicht gekommen.

    Hast du vielleicht gute Buch Tipps für eine schwache 7te Klasse, etwas, das interessant ist aber sprachlich einfach?

    Liebe Grüße,

    Alexandra
    ahuebner@birotafabula.de

  • #2

    comprehensibleinputdeutschland (Sonntag, 27 Oktober 2013 17:30)

    Liebe Alexandra,

    (lass deine Emailadresse sicherheitshalber lieber weg, Spambots durchsuchen manchmal automatisch Kommentare nach ihnen).
    Da ich noch keine siebte hatte, habe ich nicht direkt etwas, aber ich würde dann einfach mal in der Klassenbibliothek meiner 6. nachsehen (oder du guckst selbst, wenn du mal vorbei schaust). Was immer gut ist, in Gebrauchtbuchläden des Ziellandes zu schnuppern, oder auf Messen einfach einen einzelnen Reader kaufen, der sich gut zum Vorlesen eignet.
    Vielleicht könnten wir auch bei der nächsten Fortbildung einfach mal sammeln, was sich möglicherweise für bestimmte Klassen eignet.
    Hoffe das hilft schonmal ein wenig.
    Liebe Grüße,

    Charlotte

  • #3

    Alexandra Hübner (Montag, 18 November 2013 14:19)

    Liebe Charlotte,
    habe von einer Kollegin den Tipp bekommen die Little Miss und Mr. Man Bücher vorzulesen. Ich lese gerade Mr. Messy vor und mit deinen Tipps ist es ein voller Erfolg. Die Kinder dürfen sich beim Lesen im Kreis auf den Boden setzen, was essen oder malen (ist eine Kunstklasse). Sie freuen sich immer darauf und sind traurig wenn es vorbei ist. Ich habe immer das Gefühl, dass die guten Sprachinput hatten.
    Liebe Grüße,
    Alexandra

  • #4

    Charlotte (Montag, 18 November 2013 15:06)

    Hallo Alexandra,

    Oh klasse, das freut mich sehr zu hören. Vielen Dank für die positive Rückmeldung. Ja, die Kinder brauchen solche Pausen im Schulalltag auch, die werden ja ständig mit neuen Inhalten und Lärm bombardiert. Meine achte Klasse wollte auch länger als nur zehn Minuten Library-Time (Klassenbibliothek) machen, weil es ihnen so gefallen hat.
    Und der eigenen Seele tut das auch gut.
    Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg,

    Charlotte